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Geologie des Waldviertels
Das Waldviertel erstreckt sich im Nordwesten des Bundeslandes Niederösterreich zwischen der Donau und der Grenze zu Tschechien. Sein Name rührt von dem früheren Waldreichtum des Gebietes her.
Die vielfältigen Landschaftsformen können durch den Aufbau des Untergrundes und seine geologische Geschichte erklärt werden. Das gesamte Waldviertel zählt zur geologischen Großeinheit der Böhmischen Masse, die der Rest eines gegen Ende des Paläozoikums eingeebneten und zu einem flachen Rumpfgebirge umgeformten Hochgebirges ist. Hier findet man kristalline und metamorphe Gesteine wie Granite, Gneise, Glimmerschiefer u. a. Die letzte Gebirgsbildungsphase im Variszikum hat im Waldviertel vor 340 bis 300 Millionen Jahren stattgefunden. Wir können den geologischen Untergrund zwischen dem Moldanubikum im Westen und dem Moravikum im Osten differenzieren. Diese beiden geologischen Einheiten unterscheiden sich sehr deutlich durch den Metamorphisierungsgrad ihres unterschiedlichen Gesteinsbestandes. Dieses ehemals 5000 – 7000 Meter hohe variszische Gebirge, so errechneten Wissenschaftler, wird seither bis in die jüngste Erdgeschichte ständig abgetragen und eingeebnet.
Im Süden grub sich die Donau durch das Kristallin und trennte den Dunkelsteiner Wald vom Rest der Böhmischen Masse ab. Nach diesem Durchbruch, der landschaftlich einzigartigen Wachau, tritt die Donau in das flachhügelige Alpenvorland ein. Die Donau durchschneidet im weiteren Verlauf bei Greifenstein-Klosterneuburg die östlichsten Ausläufer der Alpen (Wienerwald) und durchquert das Wiener Becken. Dieses entstand als Einbruchsbecken im Tertiär, das mit Sedimenten aufgefüllt wurde.
Heute zeigt die gesamte Böhmische Masse Hochflächen- und Mittelgebirgscharakter mit durchschnittlich 600 m Höhe ü.M. Das Kerngebiet des Granits liegt westlich der geologischen Linie Ypser – Zwettl – Vitis – Pfaffenschlag – Kautzen. Es ist höher, waldreicher und landschaftlich reizvoller. Zu den höchsten Erhebungen zählen Großer Peilstein (1061 m), Tischberg (1063 m), Weinsberg (1041 m) und Nebelstein (1017 m). Im Granitgebiet finden wir auch die für diese Region typischen Wackelsteine, Felsburgen und Hochmoore.
Charakteristisch für diesen Teil des Waldviertels sind die Verwitterungsformen des Granits, die im allgemeinen Sprachgebrauch als “Findlinge” bezeichneten riesigen, gerundeten Blöcke, die durch weitergehende Verwitterung auffällige, die Phantasie anregende Schalen- und Wackelsteine bilden. Viele dieser Blöcke stehen heute unter Naturschutz (Gmünder Blockheide). Die Entstehung dieser einzigartigen Blocklandschaft kann wissenschaftlich auf folgende Vorgänge zurückgeführt werden: Das Erstarren mächtiger Magmamassen, die aus dem Erdinneren im Paläozoikum aufgestiegen waren, aber nicht an die Oberfläche gelangten, und Bewegungen der Erdkruste erzeugten im Granit Spannungen und Risse. Im tropischen Klima des Tertiärs war der Granit mit seiner horizontalen und vertikalen Bankung einer tiefgründig wirksamen chemischen Verwitterung ausgesetzt. In dieses Kluftnetz konnte nun Wasser, versetzt mit Huminsäuren, Kohlensäure und Sauerstoff, eindringen und die Granitquarder speziell an ihren Rändern angreifen und abrunden. Durch tektonische Vorgänge gelangten diese abgerundeten Granitkerne („Wollsäcke“) weiter an die Oberfläche. Mit dem Klimawandel zu den Glazialzeiten des Quartärs wurde die Vegetationsdecke dünner. In periodischen Abständen gefror der Boden und taute wieder auf. In den Auftauphasen kam es zu Solifluktionsvorgängen, wodurch die Bodendecke speziell an den Höhenrücken abgetragen wurde und die darunterliegenden Gesteinsformationen herausgeprägt wurden.
Die niedrigere östliche Gneiszone ist klimatisch und landwirtschaftlich begünstigt. Vereinzelt finden wir hier auch Löss- und Staublehmablagerungen, wie z.B. im Horner Becken und auf der östlichen Hochebene im Grenzgebiet zu Tschechien.
Während der Eiszeiten war Niederösterreich weitgehend eisfrei. Der im Vorfeld der Gletscher abgelagerte Moränenschutt und die Schotterfluren wurden vom Wind ausgeblasen. Der staubfeine Sand bedeckt heute weite Flächen des Weinviertels und bildet den fruchtbaren Boden für den Weinbau.
Das Waldviertel ist eine Grundgebirgslandschaft aus Graniten und Gneisen mit Höhen bis ca. 1.000 m. Wichtigster Fluss des nordöstlichen Teils dieser nördlich der Donau gelegenen Landschaft ist der Kamp. Nördlich von Krems tritt er in das Donautal, dessen nördliche Hangkante durch alte schotterführende Terrassen, dem sogenannten Wagram gebildet wird. Das Kamptal ist etwa 100 Meter tief in die Hochfläche des Waldviertels eingeschnitten. Das Waldviertel präsentiert sich heute als eine wellige Rumpffläche des zur böhmischen Masse gehörenden Grundgebirges. Granitblöcke (Restlinge) finden sich an vielen Stellen, wie in der Blockheide Gmünd, einige davon als so genannte Wackelsteine. Weite Teile weisen Verwitterungsböden auf, es gibt aber auch im Randbereich tertiäre Ablagerungen und auch Lössablagerungen (z. B. im Horner Becken und im Donautal).
Geologisch unterscheidet man das ältere Moldanubikum vom jüngeren Moravikum, das am Ostrand des Waldviertels vom Moldanubikum überlagert wird. Das Moldanubikum lässt sich weiter in die hauptsächlich aus Paragneisen aufgebaute Ostronger Einheit (Monotone Serie), in die aus verschiedenen Gesteinsserien bestehende Drosendorfer Einheit (Bunte Serie) und die Gföhler Einheit unterteilen, die hauptsächlich aus Granuliten, dem Gföhler Gneis und Amphiboliten besteht. Die schmale Drosendorfer Einheit folgt, von Drosendorf kommend, dem Ostrand des Moldanubikums, biegt dann in südwestliche Richtung ab und erreicht westlich von Gföhl vorbei an Spitz nach Persenbeug, wo sie dann südlich der Donau unter jüngere Bedeckung abtaucht. In ihr befinden sich auch Bodenschätze wie Marmor oder Graphit. Nordwestlich davon liegt die Ostronger Einheit und südöstlich die Gföhler Einheit. Alle diese Einheiten bestehen aus hochmetamorphem Gestein der variszischen Gebirgsbildung. Westlich der Linie Sarmingstein-Bad Traunstein-Zwettl-Kirchberg am Walde-Kautzen zieht sich eine aus dem Intrusivgestein Granit bestehende Insel, die sich bis ins Mühlviertel und nach Tschechien fortsetzt.
Durch das nordwestliche Waldviertel verläuft die europäische Hauptwasserscheide. Die Lainsitz, an der Gmünd liegt, entwässert nach Norden über die Moldau und Elbe in die Nordsee. Alle anderen Flüsse im Waldviertel, vor allem Kamp und Thaya entwässern über die Donau ins Schwarze Meer.
Klima des Waldviertels
Im Waldviertel herrscht ein kontinental geprägtes Hochebenenklima vor, das im Westen (Weinsberger Wald) zum atlantisch geprägten Hochflächenklima und im Osten (Manhartsberg, unteres Kamptal) zum pannonischen Klima übergeht. Letztere Übergangszone ist der trockenste Raum Österreichs mit durchschnittlich 400 mm Jahresniederschlagsmenge, in manchen Jahren regnet es nur 250 mm. Im inneren Waldviertel ungefähr zwischen Zwettl und Neupölla befindet sich ein inneres Trockengebiet.
Das Klima des Waldviertels wurde und wird teilweise noch fälschlicherweise als negativ beurteilt (kalt, rau). Aus Statistiken ist jedoch ersichtlich, dass das Waldviertel das größte Rapsanbaugebiet und das zweitgrößte Ackerbaugebiet Österreichs ist und die Erträge pro Flächeneinheit höher sind als im Weinviertel oder im Alpenvorland. Dies könnte aber auch an der hervorragenden Bodenqualität liegen. Lediglich durch die Höhenlage bedingt reift die Ernte später, was zu einer Benachteiligung aufgrund Preisverfall und niedriger Erlöse führt. Laut Aufzeichnungen der ZAMG (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik) ist es durchschnittlich das kälteste Viertel Niederösterreichs. Der Punkt mit der höchsten jemals in Niederösterreich gemessenen Temperatur ist Horn mit 39,5 °C.